Sonntag, 1. Dezember 2013

Sprachgeschichtliche Übersicht

Die germanische Sprachfamilie (la fam. linguistica germanica)
 
Nordgermanisch: Dänisch (danese), Schwedisch (svedese), Norwegisch (norvegese), Isländisch (islandese)
 
Ostgermanisch: Sprache der Goten (goti), Vandalen, Langobarden, Heruler, Gepiden, Alanen, Burgunden.
 
Westgermanisch: Deutsch, Englisch (inglese), Niederländisch, Afrikaans.
 
Das Germanische
 
Durch Laut- und Wortveränderungen löst sich das Germanische allmählich aus dem Indoeuropäischen. Um ca. 500 v.Chr. ist der Vorgang beendet.
 
Das Deutsche
 
Das Deutsche geht aus der Verbindung verschiedener germanischer Dialekte hervor. Die Bezeichnung deutsch tritt in der lateinischen Form theodiscus zuerst 786 auf. Es bedeutet Sprache des Volkes im Gegensatz zur lateinischen Sprache der Gelehrten und der Kirche. Die wichtigste Veränderung gegenüber dem Germanischen ist die 2. oder hochdeutsche Lautverschiebung. Sie trennt das Hochdeutsche vom Niederdeutschen, und von den übrigen germanischen Sprachen. Sie beginnt etwa Mitte des 5. Jhdts. n. Chr. und endet im 8. Jh.
 
Frühmittelalterliches Deutsch: ca. 770 – 1170
 
Hochmittelalterliches Deutsch: 1170 – 1250
 
Spätmittelalterliches Deutsch: 1250 – 1500
 
Norddeutsch: seit etwa 1500
 
 
 
Dichtungsgattungen (poetica)
 
Lyrik: Dichtung, die vor allem auf rhythmischer und klanglicher Wirkung beruht. Enge Berührung mit der Musik. Formen der Lyrik: Lied, Hymne, Ode, Elegie. (Die Ballade hat als Mischform an Lyrik, Epik und Dramatik Anteil).
 
Epik: Märchen (favola), Sage, Legende, Anekdote, Schwank, Geschichte, Erzählung, Kurzgeschichte, Feuilleton, Essay, Predigt, Epos, Volksbuch, Roman, Novelle, Biographie, Chronik, Briefe, Tagebücher (diari), Gespräche.
 
Dramatik: Drama und Theater gehören zusammen. Tragödie, Komödie, Schauspiel, Volksstück, Posse, Oper, Operette, Singspiel, Oratorium, Hörspiel, Film, Fernsehspiel.
 
Didaktik: Sprichwörter, Sinnsprüche, Spruchgedichte, Rätsel (indovinelli), Epigramme, Fabeln, Parabeln, Lehrgedichte, Satiren, Parodien, Travestien, Tendenzstücke
 
Deutsches Schrifttum
 
Von 1800 – 800 v.Chr. Ausbreitung der Germanen von Skandinavien aus bis Weichsel, Rhein und Donau. Bronzezeit. Kämpfe mit Illyrern und Kelten.
 
Von 800 v.Chr. bis 750 n.Chr. Wanderzeit der Germanen. 481-911 das westgermanische Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern. Bekannt aus den Schilderungen römischer (Cäsar, Tacitus), griechischer (Priskus), gotischer (Jordanes) Geschichtsschreiber und aus den Bodenfunden. Sippenlehre und Gefolgstreue, Tapferkeit und Gefolgstreue werden hochgeschrieben. Oberste Götter: Ziu, Donar, Wodan. Über den Göttern steht das unerbittliche Schicksal (destino). Runen wurden in Stäbchen von Buchenholz geschnitten, durcheinandergeworfen und dann aufgelesen.
 
Die Götterdichtung gibt Kunde von den Taten, Kämpfen und dem Los der Götter Loki, Baldur, Wodan und dem Weltuntergang. Die Heldenlieder besingen Treue, Kampf, Tod und nehmen ihren Stoff aus den Heldensagen. Edda heißt eine Aufzeichnung von Heldenliedern, die im 13. Jh. in Island erfolgte. Sagas erzählen die Schicksale der Isländer nach ihrer Auswanderung aus Norwegen. Wulfila, ein westgotischer Bischof, übersetzte um 370 die Heilige Schrift. Aus griechischen Schriftzeichen und den Runen schuf er ein eigenes Alphabet.
 
Die frühmittelalterliche, althochdeutsche Zeit: Reich Karls des Großen (768-814). Teilung des Reiches. Herrschaft der Babenberger in Österreich. Kulturträger: Geistliche; Kulturzentren: Klöster; Karolingische Kunst: vom Holzbau zum Steinbau, Weiterbildung der germanischen Tierornamente, Buchmalerei, Reliquiare. Beginn der romanischen Baukunst.
 
Das Hildebrandslied schildert die Heimkehr Hildebrands aus dem Land der Hunnen und den Zweikampf mit seinem Sohn Hadubrand. Die Zaubersprüche reichen bis in die indoeuropäische Vorzeit zurück. Das Wessobrunner Gebet behandelt die göttliche Weltschöpfung. Das Muspillilied erzählt vom Weltuntergang in rund 100 Versen. Das Heliand um 830 ist die Darstellung des Lebens Christi in Form eines Heldenliedes. Die Strassburger Eide, 842, sind das älteste Denkmal sprachlicher Trennung von Franzosen und Deutschen. Die Evangelienharmonie ist die Zusammenfassung der vier Evangelien zu einem Bibelbericht. Das Waltharilied um 930 ist die Umdichtung der Sage von Walther und Hildegund in 1200 lateinischen Hexametern.
 
Die hochmittelalterliche, mittelhochdeutsche Frühzeit (1000 – 1180): Kreuzzüge, Klosterreform von Cluny, Investiturstreit; 1156 Österreich wird Herzogtum. Sächsische und salische Kaiser. Kulturträger: Geistliche und fahrende Sänger; Mittelpunkte: Klöster; Blütezeit der romanischen Baukunst, Fresken. Geistliche Dichtung: Vorauer und Millstätter Handschriften behandeln Geschichten aus der Bibel, Heiligenlegenden, Predigten, Gebete, Gedichte der Frau Ava (erste namentlich bekannte Dichterin). Heinrich von Melk kritisiert satirisch das Leben der Geistlichen. Alexanderlied, Rolandslied, Kaiserchronik, weltliche Epik. Spielmannsepen erhalten die deutsche Heldensage lebendig. Sie bereiten die ritterliche Dichtung vor.
 
Die mittelhochdeutsche Blütezeit (1180-1300): Geschichte: Die Hohenstaufen und Welfen. Friedrich Barbarossa. Aufstieg der Babenberger. Vereinigung der Steiermark mit Österreich. Kulturträger: die Ritter; die Kreuzzüge vermitteln orientalisches Kulturgut. Mittelpunkte: Burgen und Höfe der Herrscher. Beginn der gotischen Baukunst. Gregorianischer Choral. Werke der Weltliteratur: “Divina Commedia” des Dante Alighieri; Ritterepen des Chrétien de Troyes, Frankreich. Die Volksepen: Das Nibelungenlied. Hintergrund ist die Völkerwanderungszeit vom 4. – 6. Jh. Das Kudrunlied. Zweites großes Volksepos. Die Handlung spielt an der deutschen Nordseeküste, 32 Abenteuer. Die Dietrichsepen. Sie bewahren die Erinnerung an den Ostgotenkönig Theoderich. Die Ortnit- und Wolfdietrichepen. Hintergrund: die Zeit der Merowinger. Die höfischen Epen: Wolfram von Eschenbach (Parzival), Gottfried von Strassburg (Tristan und Isolde), Hartmann von Aue (Der arme Heinrich). Der Minnesang (Liebeslieder, religiöse Lieder, politische Lieder, das Lied, der Leich, der Spruch). Der bedeutendste Minnesänger war Walther von der Vogelweide (nato a Bz nel 1170), Oswald von Wolkenstein. Lehrgedicht und Satire: Werner von Gartenaere.
 
Die spätmittelalterliche Zeit, Frühneuhochdeutsch: Lyrik (Meistersang, Volkslied, Kirchenlied), Dramatik (Geistliche Spiele, Fastnachtsspiele), Epik (Legenden, Predigten, Erbauungsbücher).
 
Der Meistersang ist die Fortführung des Minnesangs durch Bürger. Hans Sachs (1494-1576) war der bedeutendste Meistersinger. Zeitgenosse Luthers, Albrecht Dürers und Kaiser Maximilians. Das Volkslied wurde mündlich weiterverbreitet und dadurch verändert. Das Kirchenlied entwickelte sich teils aus Übersetzungen lateinischer Texte, teils wurden den Melodien weltlicher Volkslieder geistliche Texte unterlegt. Die dramatische Dichtung entwickelte sich im Rahmen des Gottesdienstes. Besondere Bedeutung für die Entwicklung der Kunstprosa hatten die Mystiker.
 
Die neuhochdeutsche Zeit (von Luthers Bibelübersetzung bis heute): Humanismus, Renaissance, Reformation (16. Jh.); Barockdichtung (17. Jh.); Rokoko, Aufklärung (18. Jh.); Sturm und Drang, Klassik, Romantik (1770-1830); Biedermeierzeit, Poetischer Realismus, Naturalismus (19 Jh.); Impressionismus, Symbolismus, Expressionismus, Dichtung der Gegenwart (20. Jh.)
 
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832): Geboren in Frankfurt am Main; ernster, strenger, gebildeter, wohlhabender Vater, lebhafte, fröhliche, phantasievolle Mutter, Tochter des Oberbürgermeisters von Frankfurt. Wolfgang erhält zusammen mit seiner Schwester Cornelia Privatunterricht. Er hat eine besondere Begabung für Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch, Französisch, Italienisch, Englisch) und Zeichnen. Bei der Besetzung der Stadt – Bekanntschaft mit dem französischen Theater. Besonderes Jugenderlebnis: Kaiserkrönung Josef II. Studium in Leipzig. Wolfgang ist mehr dem Theater und der bildenden Kunst als den Rechtswissenschaften zugewendet. Eine schwere Erkrankung zwingt ihn zur Rückkehr nach Frankfurt. Nach der Genesung Fortsetzung und Abschluss des Rechtsstudiums in Strassburg, Gerichtspraxis in Wetzlar. Rückkehr nach Frankfurt. Einladung nach Weimar zum Erbprinzen Karl August, Minister. Wenig Zeit für die Dichtung. Beschäftigung mit den Naturwissenschaften. 1786 bis 1788 Italienische Reise. Freundschaft mit Schiller. Durch ihn wieder zu stärkerer dichterischer Tätigkeit angeregt (Faust). Die Mutter, die Frau und der Sohn, sowie die meisten Freunde sterben vor Goethe. Tod in Weimar. Beigesetzt in der Fürstengruft neben Schiller. Werke: Lyrik, Balladen, Epen, Romane, Dramen, Faust, Ergänzungen.
 
Johann Christopf Friedrich Schiller (1759 – 1805): Geboren in Marbach an der Neckar als Sohn eines Offiziers. In Lorch Unterricht durch Pastor Moser, Lateinschule in Ludwigsburg. Begeisterung für Theologie. Auf Befehl des Herzogs Karl Eugen von Württemberg Studium an der Militärakademie auf Schloss Solitude, später in Stuttgart (Rechtswissenschaft, Medizin). Die streng militärische Zucht lässt nur heimliche Beschäftigung mit der Dichtkunst zu. Anstellung als Regimentmedikus.Heimliche Reisen nach Mannheim bringen Verweis und Arrest. Flucht nach Mannheim. Theaterdichter. Bittere Not – und Wanderjahre. Auf Einladung Körners in Leipzig, wo Schiller die sorgenfreieste Zeit seines Lebens verbringt. Professor der Geschichte an der Universität Jena. Freundschaft mit Goethe. Übersiedlung nach Weimar. Dort 1805 Tod und Beisetzung in der Fürstengruft. Werke: Dramen, historische Aufsätze, Balladen, Lyrik, Prosaerzählungen, Zeitschriften.
Die Zeit nach dem Expressionismus reicht bis in die jüngste Gegenwart. Verschiedene Strömungen (Dadaismus, Surrealismus, Neuer Realismus), zum Teil stark von ausländischen Vorbildern beeinflusst, ringen um Geltung. Stefan Andres, Ilse Aichinger, H.C. Artmann, Luise G. Bachmann, Ingeborg Bachmann, Bartsch, Bergengruen, Benn, Billinger, Böll, Brecht, Brehm, Broch, Borchert, Bruckner, Busta, Carossa, Celan, Csokor, von Doderer, Dürrenmatt, Ebner, Edschmid, Eisenreich, Fontana, Gertrud von Le Fort, Max Frisch, Fritsch, Gaiser, Ginzkey, Grogger, Handke, Hausmann, Heiseler, Hesse, Hochwälder, Hohlbaum, Holgerson, von Horvath, Jelusich, Jünger, Kaschnitz, Kästner, Keller, Kloepfer, Kolbenheyer, Landgrebe, Langgässer, Lavant, Leifhelm, Loerke, Lernet-Holenia, Lenz, Heinrich Mann, Thomas Mann, Mell, Mitterer, Nabl, Perkonig, Preradovic, Reding, Rinser, Sacher, Schaper, Schreyvogl, Seidel, Stehr, Szabo, Thieß, Tumler, Urzidil, Weiß, Wassermann, Wawra, Wiechert, Wied, Zuckmayer, Zusanek, Zweig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen